Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel
„Iss wenigstens das Fleisch“, sagten meine Eltern in den 50ern, wenn ich lustlos auf dem Teller herumstocherte. „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ war für Jahrzehnte die Werbebotschaft der Centralen Marketing-Gesellschaft der Agrarwirtschaft (CMA). Ohne Fleisch drohe Mangelernährung, ja möglicherweise eine Gefährdung der Gesundheit. Diese Mythen beherrschten in den achtziger Jahren die öffentliche Meinung. Erst nach mehrfacher wissenschaftlicher Widerlegung setzte ein Wandel ein.
Inzwischen gilt fleischlose Ernährung nicht mehr als Sache von Tierschützern, Ökos und anderen Spinnern. Gleichwohl wird man oft noch belächelt, wenn man sich als Vegetarier/in outet. Manchmal auch bemitleidet. Schließlich liegt der jährliche Fleischverbrauch in Deutschland seit Langem stabil bei durchschnittlich 60 kg pro Person. Bratwurst, Döner und Co. sind auf deutschen Jahrmärkten und Volksfesten offenbar unverzichtbar.
Eigentlich wäre es angebracht, eher diejenigen zu bemitleiden, die meinen, Fleisch von Rindern, Schweinen oder diversen Vogelarten für ihr Wohlbefinden zu benötigen. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen, die im Zuge der industriellen Massentierhaltung inzwischen zu einer ernsten Gefahr geworden sind. Und dies in mehrfacher Hinsicht. Infektionen, Seuchen, gesundheitliche Schäden wegen Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung, Zerstörung von Naturlandschaften, Vergiftung von Böden und Gewässern, Zerstörung der bäuerlichen Landwirtschaft, Folgen für das Erdklima – dies sind nur einige der Stichworte. Genügend Gründe, sich ernsthaft damit auseinander zu setzen, wie wir uns jetzt und in Zukunft ernähren.
Der neue „Fleischatlas“ stellt auf 50 Seiten im A4-Format in übersichtlicher Form die verschiedenen Aspekte des Fleischkonsums des homo sapiens dar. Anders als manche der Bücher und Filme, die in gerade in den letzten Jahren dazu erschienen sind (z.B. „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer), beleuchten die AutorInnen in 20 Kapiteln Produktionsmethoden, Handel, globale Verwerfungen, ethische, soziale und kulturelle Hintergründe des Fleischessens, ohne ständig mit dem erhobenen Zeigefinger zu Buße und Umkehr zu rufen.
Nachdenklich machen ohne erhobenen Zeigefinger
Allerdings soll mit der Verbreitung von Wissen zum neuen Nachdenken aufgefordert werden: „Mit unserem Atlas laden wir Sie zu einer Reise um die Welt ein und geben Einblicke in globale Zusammenhänge der Fleischerzeugung. Denn nur kritische Bürgerinnen und Konsumenten treffen richtige Entscheidungen“, schreiben Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung und Herbert Weiger vom BUND. In Zusammenarbeit mit „le monde diplomatique“ wurde der Atlas am 07.01.2013 der Öffentlichkeit vorgestellt und hat eine erstaunliche Resonanz in den Medien bekommen.
Bevor der Fleischatlas vergriffen ist, sollte man und frau zugreifen. Der Fleischatlas ist kostenlos erhältlich bei der Heinrich-Böll-Stiftung unter http://www.boell.de/publikationen/publikationen.html. Nur die Versandkosten werden in Rechnung gestellt.